Energieeffizienz-Index Winter 2023

Wintererhebung 2023 des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP)

Pressemitteilung

Energieeffizienzgesetz pusht die Transformation der deutschen Industrie

Stuttgart, 05.12.2023

Wintererhebung 2023 des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP)

Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der EEI wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Über 820 Teilnehmer haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum zu den drei Teilindizes geäußert. Im Fokus standen aktuell das neue Energieeffizienzgesetz sowie der Brückenstrompreis in Deutschland.

Die Relevanz von Energieeffizienz wächst stetig und der Bedeutungsindex übertrifft die bisherige Höchstwerte. Parallel dazu steigt der Investitionsindex um 0,75 Punkten auf einen Indexwert von 1,61. In der letzten Erhebung hatte dieser Teilindex mit 0,86 einen historischen Tiefstand. Aufgrund der aktuell unsicheren Rahmenbedingungen für Investitionen rechnen Unternehmen mit kürzeren Amortisationszeiten für Energieeffizienzmaßnahmen. Etwa 70% der Unternehmen gehen davon aus, dass sich solche Maßnahmen innerhalb von fünf Jahren amortisieren sollten. 

Jetzt ist konkretes Handeln gefragt
Das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verpflichtet Unternehmen mit einem Energieverbrauch von mehr als durchschnittlich 7,5 Gigawattstunden (GWh) in den letzten drei Jahren, ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einzuführen. Etwa 27% der teilnehmenden Unternehmen der aktuellen Index Erhebung sind damit angehalten zu handeln. Zusammen mit den Unternehmen, die einen jährlichen durchschnittlichen Energieverbrauch von über 2,5 GWh im gleichen Zeitraum haben, müssen sie innerhalb von drei Jahren konkrete Umsetzungspläne von als wirtschaftlich identifizierten Endenergieeinsparmaßnahmen erstellen und veröffentlichen. Aus der Erhebung geht hervor, dass dies auf insgesamt etwa die Hälfte der befragten Unternehmen zutrifft. 

Ebenfalls etwa die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen gibt an, über ausreichende interne Kompetenzen für die Umsetzung eines Energiemanagementsystems (EnMS) zu verfügen. Etwa ein Drittel zieht externe Unterstützung heran oder baut eigene Kapazitäten für die Implementierung auf. Drei Viertel der Befragten befürchten zu hohe Umsetzungskosten, während nahezu ein Drittel der Unternehmen angab, durch die Einführung von Energiemanagementsystemen Vorteile in der erhöhten Transparenz bezüglich dem Energieverbrauch trotz der damit verbundenen Kosten zu sehen. 

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Bild 1: Wie bewerten Sie die Verpflichtung zur Einführung eines Energiemanagement-Systems für Ihr Unternehmen? © EEP/Uni Stuttgart - Download

Das Gesetz fordert weiterhin Unternehmen auf, Abwärme zu vermeiden oder zu nutzen. Etwa 36% der befragten Unternehmen geben an, solche Maßnahmen bereits anzuwenden oder sich in der Umsetzungsphase zu befinden. Zusätzlich haben 11% der Unternehmen angegeben, das Potenzial zur Nutzung von Abwärme zwar ermittelt, aber noch nicht erschlossen zu haben. Wärmeübertragung, Wärmespeicherung oder Wärmepumpen werden häufig als geeignete Technologien genannt, wobei die Eigennutzung oft im Vordergrund steht.

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Bild 2: Welche der folgenden Technologien zur Vermeidung oder Nutzung von Abwärme eignen sich am besten für Ihr Unternehmen? © EEP/Uni Stuttgart - Download

Gedeckelter Industriestrompreis als Anreiz für nachhaltige Transformationsvorhaben
Die Mehrheit der Unternehmen erkennt in einem gedeckelten Strompreis die Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ungefähr ein Drittel schätzt, dass sie damit ihre Produktionskapazitäten aufrechterhalten könnten. Besonders hervorzuheben ist, dass viele Unternehmen in einem gedeckelten Industriestrompreis einen zusätzlichen Anreiz für nachhaltige Transformationsvorhaben sehen. Zum Beispiel müssten geplante Investitionen zur Steigerung von Energieeffizienz nicht aufgeschoben werden, Dekarbonisierungsmaßnahmen könnten intensiviert und Strategien zur Energieautarkie beschleunigt werden.

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Bild 3: Wie würde sich ein „Brückenstrompreis“ (gedeckelter Strompreis) auf Ihr Unternehmen auswirken? © EEP/Uni Stuttgart - Download

„Im Verlauf der letzten Erhebungen sehen wir eine immer differenziertere Auseinandersetzung der Unternehmen mit dem Thema Energieeffizienz. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Der regulatorische und bürokratische Bogen darf aber auch nicht überspannt werden. Die Pflicht zur Einführung von Energiesystemen ist hier meines Erachtens an der Grenze,“ so Professor Alexander Sauer, Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP).

 

Fachlicher Kontakt:

Universität Stuttgart, Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP), Projektleitung Energieeffizienz-Index:

Laura Jung, Tel: +49 (711) 970-1215, laura.jung@eep.uni-stuttgart.de

Marie-Christin Stich, Tel: +49 (711) 970-1398, marie-christin.stich@eep.uni-stuttgart.de

Kerim Torolsan, Tel: +49 (711) 970-1493 kerim.torolsan@eep.uni-stuttgart.de

Pressekontakt:

Dr. Birgit Spaeth, Universität Stuttgart, 
Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP), 
Tel: +49 (711) 970-1810
birgit.spaeth@eep.uni-stuttgart.de 

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